Heimatautor aus Riesa
„Heimat - wer aus eigenem Antrieb ein Buch darüber schreibt, der glaubt natürlich zu wissen, was das ist. Mich würde es rühren, sollten Sie nach der Lektüre dieses Buches fühlen, daß hinter diesem verteufelten Wort Heimat etwas steckt, was sich nicht unbedingt auf geistige Beschränktheit reimen muß.“
Kurz nach 1980 erschienen diese Zeilen im Vorwort eines Buches mit dem Titel: „Die nordsächsische Provinz und einige ihrer Sagen, I. Teil“. Verfasser war ein Braunschweiger Bankangestellter. Wie kommt ein Bankangestellter aus Niedersachsen dazu, sich mit Nordsachsen zu beschäftigen? Lassen wir den am 31. März 1933 geborenen Rolf Baumgärtel selbst die Antwort geben: „Wenn ich so in meinem fünften Lebensjahrzehnt zurückdenke, dann wurde ich zwar schon als Zweijähriger auf einer kleinen Schuhschmuggeltour des Nachts bei Johnsdorf über die tschechische Grenze getragen, lebte ein Jahr in Dresden und kam dort zur Schule, war monatelang im Vogtland zu Hause, besuchte oft das Erzgebirge, kannte mich in Bayern, Württemberg und Leipzig gut aus, lebte später viele Jahre lang in Potsdam, Berlin, der märkischen und niedersächsischen Provinz und hocke nun schon ein Vierteljahrhundert in Braunschweig herum. Und trotzdem - Sie werden es mir abnehmen müssen: Dieses Nordsachsen, dieses Daleminze ist der zusammenhängende Erlebnisbereich meiner Kindheit, meiner Jugend und der frühen Mannesjahre. Es ist eben - meine Heimat.“
Eine Heimat, aus der er 1958 in den Westen floh, um sich, wie er später sagte, nicht verbiegen lassen zu müssen. Aber die nordsächsische Heimat speziell um Riesa - dort stand sein Elternhaus - ließ ihn nie wieder los. Nordsächsische Rundreisen in den 70er und 80er Jahren waren die logische Folge. Damals erwarb er sich eine Ortskenntnis, die manch Alteingesessenen nur erstaunen ließ.
Anfang der 80er Jahre begannen seine Versuche, das Heimatinteresse der Sachsen am Leben zu erhalten. Aber die Zeiten hatten sich geändert. Allein Franciscus Naglers Dorfheimat erschien vor dem 2. Weltkrieg in über 20 Auflagen. Aber sächsische Heimat zu DDR-Zeiten? Oder damals im Westen? Oder heute?
Kurz nach 1980 erschienen diese Zeilen im Vorwort eines Buches mit dem Titel: „Die nordsächsische Provinz und einige ihrer Sagen, I. Teil“. Verfasser war ein Braunschweiger Bankangestellter. Wie kommt ein Bankangestellter aus Niedersachsen dazu, sich mit Nordsachsen zu beschäftigen? Lassen wir den am 31. März 1933 geborenen Rolf Baumgärtel selbst die Antwort geben: „Wenn ich so in meinem fünften Lebensjahrzehnt zurückdenke, dann wurde ich zwar schon als Zweijähriger auf einer kleinen Schuhschmuggeltour des Nachts bei Johnsdorf über die tschechische Grenze getragen, lebte ein Jahr in Dresden und kam dort zur Schule, war monatelang im Vogtland zu Hause, besuchte oft das Erzgebirge, kannte mich in Bayern, Württemberg und Leipzig gut aus, lebte später viele Jahre lang in Potsdam, Berlin, der märkischen und niedersächsischen Provinz und hocke nun schon ein Vierteljahrhundert in Braunschweig herum. Und trotzdem - Sie werden es mir abnehmen müssen: Dieses Nordsachsen, dieses Daleminze ist der zusammenhängende Erlebnisbereich meiner Kindheit, meiner Jugend und der frühen Mannesjahre. Es ist eben - meine Heimat.“
Eine Heimat, aus der er 1958 in den Westen floh, um sich, wie er später sagte, nicht verbiegen lassen zu müssen. Aber die nordsächsische Heimat speziell um Riesa - dort stand sein Elternhaus - ließ ihn nie wieder los. Nordsächsische Rundreisen in den 70er und 80er Jahren waren die logische Folge. Damals erwarb er sich eine Ortskenntnis, die manch Alteingesessenen nur erstaunen ließ.
Anfang der 80er Jahre begannen seine Versuche, das Heimatinteresse der Sachsen am Leben zu erhalten. Aber die Zeiten hatten sich geändert. Allein Franciscus Naglers Dorfheimat erschien vor dem 2. Weltkrieg in über 20 Auflagen. Aber sächsische Heimat zu DDR-Zeiten? Oder damals im Westen? Oder heute?
Dennoch hat Rolf Baumgärtel mehr an eigenen Büchern und Heften hinterlassen, als der von ihm verehrte Franciscus Nagler (abgesehen von dessen zahlreichen musikalischen Veröffentlichungen), wenn auch nur in der Zahl der Titel. Die Auflagen sind zumeist verschwindend gering und überschreiten nur selten die Zahl 100. Das wiederum hat auch mit der Finanzierung zu tun, denn seine Bücher und Hefte erschienen kostenlos auf seine Kosten. Rolf verschickte sie an die Bibliotheken und Privatpersonen, von denen er wußte, daß sie diese literarischen Gaben schätzen würden können.
Das „Haus Nordsachsen Braunschweig“ - unter diesem Sammelbegriff erschienen die ersten acht Bände aus seiner Feder - gab es indes nur ein knappes Jahrzehnt. In dieser Zeit veröffentlichte er auch zahlreiche Beiträge in der nur im Westen erscheinenden Zeitschrift: „Sächsische Heimat“. Dann folgte innerhalb weniger Jahre von 1994 - 1998 eine weitere Reihe von zwölf Heften im A5-Format unter dem Titel „Geschichten um Sachsen“. Die Konzentration fiel ihm dann durch Krankheit immer schwerer, und er zweifelte, jemals wieder schreiben zu können.
Im Jahr 2003 begann er seine letzte Reihe, von der bis zum April immerhin fünf Bände erschienen: Sächsische Lebenszeichen - von Rolf Baumgärtel - Riesa. Der fünfte und letzte Band dieser Reihe hätte auch der erste überhaupt sein können: Geschichten um Franciscus Nagler. Bis zum Schluß haderte er mit dem Schicksal, daß ausgerechnet von Naglers Werken aus rechtlichen Gründen derzeit keine Nachauflagen möglich sind, was im letzten Satz des Buches deutlich zum Ausdruck kommt: „Sollte es nicht möglich sein, aus Franciscus Naglers Werken den Menschen von heute Kostproben zukommen zu lassen?“
Dennoch, sein Lebenswerk besteht hauptsächlich darin, einem, wenn auch nur beschränkten, Leserkreis Kostproben vieler heute vergessener Dichter und Schriftsteller überhaupt erst wieder zugänglich gemacht zu haben. Gottlieb Fuchs, über den er auch ein Heft verfaßt hat, ist so ein Fall. Zur Festwoche der 1000-Jahrfeier in Zehren wurden im Rahmen eines „Gottlieb-Fuchs-Abends“ am 21. Mai 2003 dessen 1750 gedruckte Lieder nach vielleicht über 200 Jahren erstmals wieder aufgeführt. Rolf Baumgärtel nannte das Werk, der Inhaber von wanderwelt-mittelsachsen fand via Internet die besitzende Bibliothek, und der Zehrener Pfarrer Burkhard Nitzsche organisierte die Aufführung.
Rolf Baumgärtel starb am 23. April 2003 an seinem Wohnort in Braunschweig. Nur wenige Wochen zuvor besuchte er in Riesa und Umgebung noch einmal die alte Heimat, um die er sich so verdient gemacht hat. Seine Biographie steht nicht ohne Grund hier, denn die Mehrzahl der weiteren Beiträge der Rubrik „Auf den Spuren von“ stammt, wenngleich im Regelfall überarbeitet, aus seiner Hand.
Das „Haus Nordsachsen Braunschweig“ - unter diesem Sammelbegriff erschienen die ersten acht Bände aus seiner Feder - gab es indes nur ein knappes Jahrzehnt. In dieser Zeit veröffentlichte er auch zahlreiche Beiträge in der nur im Westen erscheinenden Zeitschrift: „Sächsische Heimat“. Dann folgte innerhalb weniger Jahre von 1994 - 1998 eine weitere Reihe von zwölf Heften im A5-Format unter dem Titel „Geschichten um Sachsen“. Die Konzentration fiel ihm dann durch Krankheit immer schwerer, und er zweifelte, jemals wieder schreiben zu können.
Im Jahr 2003 begann er seine letzte Reihe, von der bis zum April immerhin fünf Bände erschienen: Sächsische Lebenszeichen - von Rolf Baumgärtel - Riesa. Der fünfte und letzte Band dieser Reihe hätte auch der erste überhaupt sein können: Geschichten um Franciscus Nagler. Bis zum Schluß haderte er mit dem Schicksal, daß ausgerechnet von Naglers Werken aus rechtlichen Gründen derzeit keine Nachauflagen möglich sind, was im letzten Satz des Buches deutlich zum Ausdruck kommt: „Sollte es nicht möglich sein, aus Franciscus Naglers Werken den Menschen von heute Kostproben zukommen zu lassen?“
Dennoch, sein Lebenswerk besteht hauptsächlich darin, einem, wenn auch nur beschränkten, Leserkreis Kostproben vieler heute vergessener Dichter und Schriftsteller überhaupt erst wieder zugänglich gemacht zu haben. Gottlieb Fuchs, über den er auch ein Heft verfaßt hat, ist so ein Fall. Zur Festwoche der 1000-Jahrfeier in Zehren wurden im Rahmen eines „Gottlieb-Fuchs-Abends“ am 21. Mai 2003 dessen 1750 gedruckte Lieder nach vielleicht über 200 Jahren erstmals wieder aufgeführt. Rolf Baumgärtel nannte das Werk, der Inhaber von wanderwelt-mittelsachsen fand via Internet die besitzende Bibliothek, und der Zehrener Pfarrer Burkhard Nitzsche organisierte die Aufführung.
Rolf Baumgärtel starb am 23. April 2003 an seinem Wohnort in Braunschweig. Nur wenige Wochen zuvor besuchte er in Riesa und Umgebung noch einmal die alte Heimat, um die er sich so verdient gemacht hat. Seine Biographie steht nicht ohne Grund hier, denn die Mehrzahl der weiteren Beiträge der Rubrik „Auf den Spuren von“ stammt, wenngleich im Regelfall überarbeitet, aus seiner Hand.