Ein Komponist aus Lommatzsch
„... Lommatzsch ... ist ein reizendes altes Nest ... menschenfreundlich ist das Städtchen! Fast ein Haus ums andere ist ein Gasthaus. Überall wohlhabende Zustände: Goldener Stern, Goldenes Lamm, Goldener Löwe, Goldenes Faß! Hinter der feinen, alten Kirche steht das ehrwürdige Kantorat, wohin mich der Vater zuerst führte - das Geburtshaus des Komponisten Robert Volkmann.“
Als Franciscus Nagler 1915 diese Zeilen in seiner „Dorfheimat“ veröffentlichte, stand das Volkmann-Denkmal in Lommatzsch noch nicht, obwohl der Komponist schon über 30 Jahre tot war. Die Einweihung des Denkmals vor der Lommatzscher Kirche fand erst 1919 statt. Dafür erinnert es bis heute an den Komponisten, was auf sein Geburtshaus leider nicht zutrifft - es mußte 1987/88 nach dem Einsturz von Teilen des Hauses abgerissen werden.
Dennoch beginnt unsere Geschichte natürlich hier, wo Robert Volkmann als zweiter Sohn des Kantors am 6. April 1815 das Licht der Welt erblickte. Er wäre kein rechter musikalischer Kantorsjunge gewesen, der nicht beizeiten auf der Orgelbank gesessen und es dem Vater nachzutun versucht hätte. So schrieb er schon mit neun Jahren seine Kirchenmusik allein. Vier Jahre später verfaßte er so etwas wie eine Kantate, für Solo, Chor und Orchester, und das schwere Sopransolo sang er selbst.
Als sein sechs Jahre älterer Bruder Moritz aufs Freiberger Gymnasium kam, endete auch für Robert die sorglose Knabenzeit. Er mußte fleißig lernen und in der Schulstube auf dem Katheder stehen, denn sein Vater bereitete ihn für die Lehrerprüfung vor. Am 11. Oktober 1831 bestand er die Lehrerprüfung in Meißen. Volksschullehrer mit sechzehn Jahren.
Durch den Einsatz seiner Mutter konnte auch Robert 1832 nach Freiberg ziehen. Als einer der ersten Abiturienten verließ der das neu gegründete, vom Gymnasium abgezweigte Seminar und ging 1836, den Lehrerberuf beiseite lassend und sich ganz dem Musikstudium widmend, nach Leipzig. Dort schwamm die musikalische Welt eben im Lichte der Persönlichkeit Mendelssohns und lauschte den Worten von Robert Schumann. Zwei Jahre verbrachte er hier in bescheidenen Verhältnissen, bevor ihn 1839 das Ausland rief.
Sein Vater war bereits 1833 gestorben, sein Bruder Moritz Pfarrer in Hof an der Jahna, wo er zusammen mit der Mutter lebte. Wer ins Ausland ziehen will, braucht Geld. Seine Mutter lieh sich für Robert 120 Taler bei einem ihrer Brüder, einem reichen Pferdehändler. Robert zog zuerst nach Prag, dann nach Pest. Von 1841 bis zu seinem Tode sollte ihm Budapest zur zweiten Heimat werden.
Als Franciscus Nagler 1915 diese Zeilen in seiner „Dorfheimat“ veröffentlichte, stand das Volkmann-Denkmal in Lommatzsch noch nicht, obwohl der Komponist schon über 30 Jahre tot war. Die Einweihung des Denkmals vor der Lommatzscher Kirche fand erst 1919 statt. Dafür erinnert es bis heute an den Komponisten, was auf sein Geburtshaus leider nicht zutrifft - es mußte 1987/88 nach dem Einsturz von Teilen des Hauses abgerissen werden.
Dennoch beginnt unsere Geschichte natürlich hier, wo Robert Volkmann als zweiter Sohn des Kantors am 6. April 1815 das Licht der Welt erblickte. Er wäre kein rechter musikalischer Kantorsjunge gewesen, der nicht beizeiten auf der Orgelbank gesessen und es dem Vater nachzutun versucht hätte. So schrieb er schon mit neun Jahren seine Kirchenmusik allein. Vier Jahre später verfaßte er so etwas wie eine Kantate, für Solo, Chor und Orchester, und das schwere Sopransolo sang er selbst.
Als sein sechs Jahre älterer Bruder Moritz aufs Freiberger Gymnasium kam, endete auch für Robert die sorglose Knabenzeit. Er mußte fleißig lernen und in der Schulstube auf dem Katheder stehen, denn sein Vater bereitete ihn für die Lehrerprüfung vor. Am 11. Oktober 1831 bestand er die Lehrerprüfung in Meißen. Volksschullehrer mit sechzehn Jahren.
Durch den Einsatz seiner Mutter konnte auch Robert 1832 nach Freiberg ziehen. Als einer der ersten Abiturienten verließ der das neu gegründete, vom Gymnasium abgezweigte Seminar und ging 1836, den Lehrerberuf beiseite lassend und sich ganz dem Musikstudium widmend, nach Leipzig. Dort schwamm die musikalische Welt eben im Lichte der Persönlichkeit Mendelssohns und lauschte den Worten von Robert Schumann. Zwei Jahre verbrachte er hier in bescheidenen Verhältnissen, bevor ihn 1839 das Ausland rief.
Sein Vater war bereits 1833 gestorben, sein Bruder Moritz Pfarrer in Hof an der Jahna, wo er zusammen mit der Mutter lebte. Wer ins Ausland ziehen will, braucht Geld. Seine Mutter lieh sich für Robert 120 Taler bei einem ihrer Brüder, einem reichen Pferdehändler. Robert zog zuerst nach Prag, dann nach Pest. Von 1841 bis zu seinem Tode sollte ihm Budapest zur zweiten Heimat werden.
Das geliehene Geld indes zerriß die Bande zur Familie, denn an ein Zurückzahlen war vorerst nicht zu denken. Vorwurfsvolle Mahnungen aus der Heimat verbitterten den Einsamen in der Fremde, so daß er nach fruchtlosem Briefwechsel schließlich völlig schwieg. Die Mutter sparte sich die Groschen vom Munde ab, um den eifernden Onkel und seine Erben zu befriedigen. Als die sich um den Verschollenen Härmende am 29. März 1853 starb, schrieb sein Bruder, der Pastor von Hof, ins Kirchenbuch: „Hinterläßt einen Sohn, den hiesigen Pfarrer. Ob ein jüngerer Sohn noch lebt, ist seit Jahren zweifelhaft geworden.“ Darunter steht in der selben Handschrift: „Der zweite Sohn der teuren Entschlafenen, Robert, Tonkünstler in Pesth, ist uns seit dem 20. November wiedergegeben.“
Moritz hatte im Sommer 1852 zufällig in der Leipziger Zeitung den Namen seines Bruders als den eines berühmt werdenden Komponisten gelesen. Er forschte mit allen Mitteln nach und erhielt schließlich als Erfolg einen Brief vom Bruder aus Budapest. Erst zum Ende des darauffolgenden Jahres kam dieser wieder einmal nach Deutschland. Auch nach Hof. Am Silvesterabend 1853 trat er ans Grab seiner Mutter.
Von jetzt an riß der Kontakt nach Hof und ab 1860 nach Gersdorf bei Leisnig, wohin Moritz als Pfarrer wechselte, bis zu dessen Tod 1865 nicht mehr ab. Robert selbst besuchte noch mehrfach das Grab seines Bruders, bevor er am 30. Oktober 1883 in Budapest starb.
Heute sind die Werke des Lommatzscher Komponisten zu Unrecht fast in Vergessenheit geraten. Seine 1. Symphonie nennen einige Musiker als die bedeutendste zwischen Schumann und Brahms. Die Gattung der romantische Serenade für Streichorchester bezeichnete Volkmann selbst als seine Erfindung. Und tatsächlich begründeten seine drei Streicherserenaden eine stattliche Tradition von Dvorak und Tschaikowski bis zur Gegenwart. Tschaikowski selbst über Volkmann: „Gestern habe ich mit großem Vergnügen einige Streicherserenaden von Volkmann durchgespielt. Ein sympathischer Komponist. Er hat viel Einfachheit und natürliche Schönheit...“ Vielleicht ein kleiner Denkanstoß für diejenigen, die heute darüber entscheiden, wessen Konzerte aufgeführt und gespielt werden.
Moritz hatte im Sommer 1852 zufällig in der Leipziger Zeitung den Namen seines Bruders als den eines berühmt werdenden Komponisten gelesen. Er forschte mit allen Mitteln nach und erhielt schließlich als Erfolg einen Brief vom Bruder aus Budapest. Erst zum Ende des darauffolgenden Jahres kam dieser wieder einmal nach Deutschland. Auch nach Hof. Am Silvesterabend 1853 trat er ans Grab seiner Mutter.
Von jetzt an riß der Kontakt nach Hof und ab 1860 nach Gersdorf bei Leisnig, wohin Moritz als Pfarrer wechselte, bis zu dessen Tod 1865 nicht mehr ab. Robert selbst besuchte noch mehrfach das Grab seines Bruders, bevor er am 30. Oktober 1883 in Budapest starb.
Heute sind die Werke des Lommatzscher Komponisten zu Unrecht fast in Vergessenheit geraten. Seine 1. Symphonie nennen einige Musiker als die bedeutendste zwischen Schumann und Brahms. Die Gattung der romantische Serenade für Streichorchester bezeichnete Volkmann selbst als seine Erfindung. Und tatsächlich begründeten seine drei Streicherserenaden eine stattliche Tradition von Dvorak und Tschaikowski bis zur Gegenwart. Tschaikowski selbst über Volkmann: „Gestern habe ich mit großem Vergnügen einige Streicherserenaden von Volkmann durchgespielt. Ein sympathischer Komponist. Er hat viel Einfachheit und natürliche Schönheit...“ Vielleicht ein kleiner Denkanstoß für diejenigen, die heute darüber entscheiden, wessen Konzerte aufgeführt und gespielt werden.